Meine Oma hatte auf ihrem Nachttischchen einige kleine Fläschchen postiert, die mir als äußerst geheimnisvoll gedeutet wurden: da ich noch nicht lesen konnte - ich weiß nur noch, daß das, was ich mit Recht für Buchstaben hielt, viele "0" enthielt und daß der Name auf einem Fläschchen mit dem gleichen Buchstaben begann, der das ganze Familiengeschirr zierte (ein "P") und folgerichtig irgendwie zur Oma und damit zu mir zu gehören hatte. Oma belehrte mich, daß der Name ein Geheimnis sei - so wie im Rumpelstielzchen-Märchen, über das ich damals gerade sehr intensiv nachdachte und daß dieses Geheimnis nicht berührt, aufgegessen oder ausgesprochen zu werden brauchte, was mir vollkommen einleuchtete. (Eine übrigens aus heutiger Sicht gute und phantasievolle, kindlich nachvollziehbare Pädagogik).

Aber da war doch ein Kopf, ein Bild auf jeder Flasche. Ich wollte unbedingt wissen, wer das denn wäre - wer da zu uns gehöre (schon wegen dem "P"). Ich weiß nicht mehr, ob Oma es sagte. Ich weiß nur, daß ich es nicht erfuhr bzw. vergessen haben mußte, denn einige Jahre später entdeckte ich Unmengen dieser Flaschen in einer Apotheke, ging hinein und fragte, wer der Mann auf den Fläschchen sei. Eine Antwort bekam ich nicht, nur eine mir unverständliche Heiterkeit brachte man mir entgegen - schließlich war ich schon sieben Jahre und folgerte nun daraus, daß das mit dem "P" gar nichts und die Fläschchen mit mir nichts zu tun hätten..., und ich beschloß, vernünftiger zu werden.

Diese "Kinderszenen" gerieten dann gründlich in Vergessenheit.