Was geschieht:

Wunschkind später königlicher Eltern wächst überbehütet auf, um angedrohtes Schicksal mit 15 Jahren zu vermeiden, was daraufhin natürlich prompt geschieht.

Bei Geburt von einigen Feen reichlich mit weiblichen Tugenden , natürlich vom Vater definiert, bedacht, wurde es zum Ausgleich von einer beleidigten, weil nicht eingeladen, Fee entsprechend verwünscht, zum angesagten Datum mit beschriebenem Anlaß zu sterben – durch Stich an einer Spindel, dem wesentlichen Teil eines Spinnrades. Verbliebene Fee mildert das Urteil in 100 Jahre Tiefschlaf, was auch nicht ohne ist.

Die Vermeidungstaktik, alle Spindeln im Lande zu vernichten, führte höchstens dazu, daß die Untertanen verarmten. Die einzige nötige Spindel läßt sich dann auch zu gegebener Zeit ausgerechnet im Schloß natürlich auch nur von der Prinzessin finden, derweil die Eltern an diesem Tag nicht zuhause sind: komisch, denn der 15. Geburtstag war ja als Tag der Katastrophe benannt.

Die 100 Jahre Schlaf erwischen nicht nur unsere Heldin, sondern jedes Wesen im Schloß und jede Energie, sogar das Feuer im Herd. Es muß ausgesehen haben wie ein Standbild in einem Filmriß, der nach besagter Zeit einfach repariert ist, worauf der Film weiterläuft und Dornröschen mit passendem Prinz heiraten läßt und wenn sie nicht gestorben sind …

Analytisch – nach Freud betrachtet – so eine Art Ödipusgeschichte: Überbesorgter Vater will Schicksal verhindern und löst es gerade dadurch aus. Man erinnere sich: Ödipus war geweissagt worden, er werde seinen Vater erschlagen und die Mama heiraten, woraufhin man ihn ohne Kenntnis seiner Herkunft irgendwo in der Pampa als Hütejunge aufwachsen läßt, der dann aufgrund seines Mitgefühls bedrohter Königin zu Hilfe eilt, drohenden König erschlägt, die Dame folglich heiratet – um dann zu erfahren, wer diese Leute waren..und sich dann aus Entsetzen über seine Tat sich (auch) selbst sticht – in die Augen, um das Elend nicht mehr zu sehen.

Da ich von einer guten Freundin gebeten wurde, dieses Märchen doch auch einmal homöopathisch zu analysieren, weil es sie seit Kindheit fasziniere, hier nun die brauchbaren Rubriken:

Königin und König: Sterilität bzw. Empfängnis-Probleme (wünschten sich doch so sehr ein Kind und hatten keins), obwohl sie es schon so sehr lange wünschten also vermutlich auch versuchten. 

  • Königin: spricht mit Frosch (Symbol von Fruchtbarkeit/ Keuschheit/ Sexualität überhaupt), offenbar nicht mit ihrem Mann, denn der Frosch ist ein Symbol des Unbewußten.
  • König: feiert riesig und lädt nur alte (weise) Frauen ein, die gefälligst dem Kind auch nur weibliche Tugenden schenken sollen. Angst vor Frauen, kleines Mädchen ja.
  • König: Geiz! Nur ein fehlendes Tellerchen brachte alles in Gang
  • König: Phobie – Schuldzuweisung- die Vernichtung der Spindeln
  • Prinzessin: artig, lieb, angepaßt, kein aufbegehren, nie verletzt, sonst wäre sie doch wegen eines Bluttropfen nicht für 100 Jahre ins Koma gefallen. Also auch Angst vor eigenem Blut, auch hier : unterdrückte Sexualität – denn was geschieht denn so mit 15..?
  • Prinzessin: verlassen worden .. ausgerechnet am wichtigsten Tag sind die Eltern nicht da.
  • Prinzessin: sticht sich – verletzt sich selbst  
  • Prinzessin: Schlaf, komatös, nicht zu erwecken
  • Die Rosenhecke: Abneigung Männer….wehrt ja so einige Jahre einige Prinzen tödlich ab.
  • Die vielen Prinzen: besessen davon, diese Frau zu „erwecken“, zerfleischen sich dabei, nur „das eine“ denkend.
  • Der richtige Prinz: folgt nur einem Traum – denn
    nach 100 Jahren ist die Story Legende: sehnt sich, geht wie im Traum (am richtigen Zeitpunkt – dazu gehört was!)
  • Prinzessin – nochmal: Langsamkeit!  der 1. Kuß nach 100 Jahren – prompte Heirat. 
  • Allgemeinsymptom: FOLGE  VON STICH-VERLETZUNG

Und: ALLES andere, was derweil im Schloß eingeschlafen ist – alle Menschen, bis zur Ohrfeige, die in der Luft hängen bleibt und das ausgehende und passende wieder angehende Feuer: Lähmung, Erstarrung, SCHOCK.

Oder können wir die Sprache der Homöopathie nehmen: „Lähmung, hysterisch?“ Ein einziges Tröpfchen Blut legt ein ganzes Schloß samt allem darinnen lahm?

Die ganze Geschichte betrifft FRAUEN:

  • eine, die kein Kind kriegt, weil sie ja nicht Mutter sein kann, wie die Geschichte zeigt. Gebären können heißt nicht Mutter-sein-können
  • Eine, die keine Frau werden darf und unaufgeklärt bleibt. Laute alte weise Frauen, die manipulieren.
  • Und schließlich auch die letzte alte mit der letzten Spindel

Eine schreckliche Geschichte von unterdrückter Sexualität, unterdrückter Weiblichkeit, fehlender Pubertät, fehlender Reifung zum Erwachsenwerden – alles buchstäblich „verpennt“.

  • Verpennt: dann könnte man auch noch Unentschlossenheit, Feigheit, Abneigung gegen Verantwortung dazu nehmen – denn alles das macht das Erwachsenwerden aus. Statt dessen sich entziehen, verweigern, darauf warten, daß wer anders von außen schon alles richten wird.
  •  Und wenn es stimmen sollte, wie oft gehört und behauptet wird, dann sucht sich die Seele selbst das Leben aus, das dann geführt wird. Also endlich mal Schluß mit der Opferrolle!

Dornröschen: das „späte Mädchen“ mit null Ahnung vom Leben – erst ein Vater, dann die Ehe

Dornröschen- Symptome:

 

  • Allgemeines- Wunden- Stichwunden (Dornröschen und alle Prinzen)
    Weibliche Genitalien- sexuelles Verlangen - unterdrückt ( Königin, wegen Froschgespräch, Dornröschen für 100 Jahre) Weibliche Genitalien - Sterilität (Königin)
  • Schlaf- verlängert (Dornröschen)
  • Allgemeines- Lähmung hysterisch (Dornröschen bei Anblick von Blutstropfen, das ganze Schloß mit allem darin)
  • Gemüt- zu spät (Dornröschen, 100 Jahre bis zum 1. Kuß)
  • Gemüt- Geiz ( König: ein fehlender Teller ) Männliche Genitalien- sexuelles Verlangen - exzessiv (alle Prinzen in der Hecke
  • Gemüt- abergläubisch ( König: die Weissagungen, Königin: die Frosch-Ankündigung)

Ergebnis:

Conium ...

Wer hätte das gedacht .